Der Regenbogen

Juni 29, 2021

Symbolik

Ein Symbol, das im letzten Monat omnipräsent war – zumindest im Internet und TV. Thema im Fußball, in der EU-Politik, verwendet von zahlreichen Privatpersonen, Organisationen und Firmen.

Ein wenig hängt es mir zum Hals heraus. Auch weil es schwierig ist, zu erkennen, wer was damit bezwecken will. Marketing? Politik? Oder geht es wirklich um Gleichberechtigung & Menschenwürde?

Viele Begriffe kursieren um den Regenbogen: Diversität, Homosexualität, LGBTQIA+, Gender…
Vieles wird durcheinandergeworfen. Im Christentum steht der Regenbogen für den Friedensbund Gottes mit den Menschen und als Erinnerung und Auftrag, diesen Frieden zu halten. Frieden verbinde ich mit dem „neuen“ Regenbogen aktuell nicht. Eher hitzige emotional aufgeladene Debatten.

Regenbogenflagge beim EM Spiel (© Getty Images)

Was geht uns dieses Symbol und die Bewegung als Christen an?
Und als Öschelbronner?
Darüber habe ich mir Gedanken gemacht, die ich gerne mit Dir teilen will.

Bezug

Ich bin 1995 geboren und in Öschelbronn aufgewachsen. Mein Freundeskreis kommt überwiegend von hier. Ich war, seit ich denken kann, in der evangelischen Kirchengemeinde Öschelbronn eingebunden – als Teilnehmer und Leiter.

Was ich in meiner Jugend von verschiedenen sexuellen Orientierungen und Geschlechtern mitbekommen habe?
Naja, nicht viel außer das bisschen aus dem Realschulunterricht. Erinnern kann ich mich daran kaum noch. Hauptsächlich dumme Sprüche, die man von Freunden oder bei Verwandten aufschnappt. Ich hatte keinen Kontakt zu Menschen, die sich öffentlich zu einer Sexualität außerhalb von „Hetero“ bekannt haben.
„Homo“ oder „Schwuchtel“ war in meinem privaten Umfeld weitestgehend als Beleidigung geläufig. Das ist zum Teil bis heute leider so und auch mir selbst fällt es manchmal schwer das „Gelernte“ abzustreifen.

Früher empfand ich das alles wenig problematisch – „ist doch nur Spaß“. Bis ich dann mit der ersten persönlichen Geschichte konfrontiert wurde. Das war gegen Ende meiner Schulzeit mit ca. 18 Jahren:

Ein langjähriger Klassenkamerad hat sich mir gegenüber geoutet. Eine Situation völliger Überforderung und sehr emotional. Das war dann kein Spaß mehr. Vor meinem inneren Auge habe ich geprüft: Was habe ich die letzten Jahre in seiner Anwesenheit von mir gegeben? Habe ich dumme Witze gerissen? Andere unter schrillem Gelächter als „Homo“ bezeichnet?
Ich habe mich damals sehr schlecht gefühlt. Und das tue ich zurecht bis heute noch.

Das hat meinen Bezug zur Homosexualität (und damit auch zu allen anderen sexuellen Orientierungen) verändert. Bitter, dass es so etwas gebraucht hat.
Bitter, dass es noch viel mehr solcher Strukturen gibt, die Menschen in Schubladen stecken oder abwerten:

Polen klauen; Dunkelhäutige rennen schnell; Asiaten sehen alle gleich aus, sind grundsätzlich Chinesen und essen Katzen…
Das alles habe ich irgendwie irgendwann „gelernt“. Vermutlich einfach durch die Gesellschaft – durch mein Aufwachsen hier im Enzkreis. Natürlich weiß ich, dass das Vorurteile und dumme Sprüche sind. Doch es schlummert im Hinterkopf und verletzt oft genug Mitmenschen, wenn es den Weg zum Mund findet.

Ist das nicht tragisch?!

Das muss nicht bei jedem so sein.
Spannend ist, dass die Welt in meiner sogenannten „Internet-Blase“ (also den Menschen, deren Beiträge ich im Internet lese) ganz anders wirkt, als in meinem Freundes- und Bekanntenkreis. Das liegt, denke ich, an Dorf/Stadt; Alter des Umfelds; Religiosität etc.
Sicher weiß ich das nicht. Vielleicht hast auch Du ganz andere Erfahrungen gemacht.

Zur Sache

Ich will nicht darüber schreiben, wie die Kirche oder andere Institutionen verschiedene Lebens- und Liebesformen einordnet. Ich will auch nicht bewerten was diesbezüglich Aufgabe der Gemeindeleitung ist. Es geht mir darum, was meine/unsere ganz persönliche Aufgabe als Christ ist.

Und was wäre nun die wichtigste Aufgabe eines Christen in Bezug auf Menschen, die sich keinem binären Geschlecht zuordnen wollen und sich nicht als heterosexuell identifizieren?

Muss ein Christ erst klären, ob ein solcher Mensch verheiratet und gesegnet werden darf?
Ob er ihn/sie als Mitarbeiter gutheißt – vielleicht sogar in einer Jugendgruppe?
Muss man die Bibel zur (Homo)Sexualität studieren und in eine Diskussion einsteigen?

Meiner Meinung nach ist das nicht unsere Aufgabe, zumindest nicht an erster Stelle. Das ist nicht nur beim Thema Sexualität so:
Als Christ – als Mensch – muss ZUERST Respekt, Wertschätzung und Liebe aufgebracht werden.

Wichtig ist es, einen Mensch zu sehen wie Jesus ihn sieht.
– Jeden Menschen zu lieben.
– Jeden Menschen zu schätzen.

Das Leitbild unserer Öschelbronner Kirchengemeinde orientiert sich am Doppelgebot der Liebe.
Dieses heißt nicht so, weil es von zwei Geschlechtern spricht, sondern von der Liebe zu Gott und zu Menschen. Und das ohne Einschränkung:

Jesus antwortete: »Dies ist das wichtigste Gebot: ›Hört, ihr Israeliten! Der Herr ist unser Gott, der Herr allein. Ihr sollt ihn von ganzem Herzen lieben, mit ganzer Hingabe, mit eurem ganzen Verstand und mit all eurer Kraft.‹ Ebenso wichtig ist das andere Gebot: ›Liebe deinen Mitmenschen wie dich selbst.‹ Kein anderes Gebot ist wichtiger als diese beiden.«

Markus 12, 29-31

Die schwierigen Fragen sind sicher wichtig – vor allem innerhalb der Gemeindeleitung. Aber sie sind strittig. Bevor man anfängt zu streiten sollte man den wichtigsten Punkt abhaken. Nach meinem Gefühl wird er oft übersprungen oder kommt zu kurz!

Wie sieht das bei Dir aus mit der Liebe gegenüber homosexuellen Menschen?
Wie viele Witze über Menschen, die anders sind und lieben, hast Du schon gerissen?
Selbst wenn Du andere Sexualitäten nach deinem Verständnis vom Glaube kritisch siehst, ist es unumstritten, dass Jesus Dich zur Liebe gegenüber allen Menschen aufruft.

Der Regenbogen als Zeichen des Friedens

Bei mir sieht die Vergangenheit teils düster aus und das, obwohl ich das Doppelgebot der Liebe früh beigebracht bekommen habe.
Ich möchte besser werden. Mehr sein wie Jesus, der sagt, dass wir nicht nur Hörer des Wortes sondern Täter – also Umsetzer – sein sollen.
Als Jesu Nachfolger sind wir in erster Linie berufen, Menschen (und Gott) zu lieben und nicht zu verurteilen.
Und wenn man es drastisch aber ehrlich formuliert: kein Arsch zu sein.

Ein Beitrag von Thomas Boch

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